Die meisten bisherigen Betrachtungen gingen von einem Lautsprecher mit dem Radius r aus, dessen Schallentstehungsort punktförmig in der Mitte der Lautsprechermembran ist. Diese Annahme der punktförmigen Schallquelle wird genauso erfüllt, wenn wir im weiteren ein kleines Lautsprecherchassis in einer größeren Schallwand betrachten.
Abb. 2.1: Frequenzgang eines Lautsprechers mit 3 cm Durchmesser auf kreisförmiger Schallwand mit r = 25 cm. Lautsprecher 10 cm außermittig, Frequenzgang auf Achse. (E)
Der Frequenzgang ist bereits wesentlich ausgeglichener. Allerdings sind weiterhin aufeinanderfolgende Maxima und Minima zu erkennen.
Abb. 2.2: Lautsprecher mit 3 cm Durchmesser auf rechteckiger Schallwand 100 x 30 cm, mittig eingebaut auf 85 cm Höhe, Frequenzgang auf Achse. (E)
Gegenüber Abb. 2.1 hat sich der Frequenzgang eher verschlechtert.
Abb. 2.3: Lautsprecher mit 3 cm Durchmesser auf rechteckiger Schallwand 100 x 30 cm, 5 cm vom linken Rand (rot) und mittig (grün) auf 85 cm Höhe eingebaut, Frequenzgang auf Achse. (E)
Der Frequenzgang oberhalb 350 Hz verläuft jetzt fast komplett in einem Bereich von +- 2dB. Das ist für eine praktische Anwendung ausreichend linear. Wir sehen auch, dass die rote Frequenzgangkurve unterhalb von 300 Hz nur um 1-2 dB niedriger liegt als die grüne für den mittig eingebauten Lautsprecher. Die extreme Randlage des Chassis führt also keineswegs zu einem extremen Bassverlust.
Abb. 2.4: Lautsprecher mit 3 cm Durchmesser auf rechteckiger Schallwand 100 x 30 / 60 cm, 35 cm vom linken Rand auf 85 cm Höhe eingebaut, Frequenzgang auf Achse. (E)
Die grüne Kurve ist die gleiche wie die rote Kurve in Abb. 2.3, die rote Kurve gilt für die Schallwand links in Abb. 2.4. Deutlich zu sehen ist der Schalldruckgewinn unterhalb 700 Hz von bis zu 4 dB. Allerdings hat sich mit der Verbreiterung der Schallwand die relative Platzierung des Chassis auf der Schallwand geändert. Konsequenz: Die Linearität wurde schlechter.
Macht es Sinn, auch an der rechten Seite der ursprünglichen Schallwand eine Verbreiterung von 30 cm anzubringen?
Abb. 2.5: Lautsprecher mit 3 cm Durchmesser auf rechteckiger Schallwand 100 x 30 / 60 / 90 cm, 35 cm vom linken Rand auf 85 cm Höhe eingebaut, Frequenzgang auf Achse. (E)
Grün und lila sind die Frequenzgänge aus Abb. 2.4 dargestellt. Die rote Kurve gilt für die Schallwand links in Abb. 2.5. Unterhalb von 300 Hz wird nochmals Schalldruck gewonnen - wenn auch nicht mehr in gleichem Maß wie bei der ersten Verbreiterung. Dafür ist der Frequenzgang wieder etwas ausgewogener - von einem schmalen Einbruch um 1700 Hz einmal abgesehen. Der Preis für diesen Gewinn ist eine Schallwand von 100 x 90 cm, die in dieser Form kaum in einem Wohnraum akzeptiert wird.
Abb. 2.6: Lautsprecher mit 3 cm Durchmesser auf rechteckiger Schallwand 100 / 170 x 30 cm, 5 cm vom linken Rand auf 85 cm Höhe eingebaut, Frequenzgang auf Achse. (E)
Abb. 2.7: Lautsprecher mit 3 cm Durchmesser auf rechteckiger Schallwand 100 x 30 cm, 5 cm unter Oberkante mittig eingebaut, Frequenzgang auf Achse. (E)
Die grüne Linie entspricht Abb. 2.2. Die rote Linie zeigt in der Tat eine Verbesserung - aber mit etwas mehr Verlust an Tiefgang als bei der seitlichen Verschiebung. Dafür bleibt das Chassis mittig auf der Schallwand.
Im folgenden Beispiel wurde der Lautsprecher immer mittig auf der Schallwand von 30 cm (rot), 60 cm (lila) und 90 cm (grün) Breite in 85 cm Höhe angeordnet. Der Einbruch um 2000 Hz ist übrigens auf die mittige Lage des Lautsprechers im Zusammenhang mit dem Abstand zum oberen Rand zurückzuführen. Vergleiche auch Abb. 2.7. Im Vergleich zu Abb. 2.5 erkennt man:
Abb. 2.8: Lautsprecher mit 3 cm Durchmesser auf rechteckiger Schallwand 100 x 30 / 60 / 90 cm, jeweils mittig auf 85 cm Höhe eingebaut, Frequenzgang auf Achse. (E)