Offene Schallwände simulieren - das ist vor allem eine Frage der richtigen Kombination. Kein Simulationsprogramm kann alles, und die wenigsten können die so wichtigen Raumeinflüsse berücksichtigen. Trotzdem gelingt es durch den Einsatz jeweils passender Programme, realitätsnahe Ergebnisse zu erhalten. Alle genannten Programme standen zum Zeitpunkt der Erstellung dieser Seiten kostenlos zum Download zur Verfügung.
Lautsprecher und Schallwand lassen sich vergleichsweise einfach beschreiben. Die Berücksichtigung der Raumeinflüsse führt dagegen zu komplexen Berechnungen und wird auch für herkömmliche Lautsprecher nur selten geleistet. Bei jeder Simulation bleibt deshalb ein starker Unsicherheitsfaktor. Unter diesem Aspekt ist die Genauigkeit der im folgenden vorgestellten Simulationsprogramme völlig ausreichend.
EDGE eignet sich zur Bestimmung der optimalen Abmessungen einer Schallwand und der besten Position eines Lautsprecherchassis darauf. Der Vergleich mit Freifeldmessungen weist auf hohe Genauigkeit. Allerdings werden außer dem Membrandurchmesser keine individuellen Lautsprechereigenschaften berücksichtigt. In Grenzen kann durch eine seitliche Verschiebung des Mikrofons auch das seitliche Abstrahlverhalten simuliert werden. Die Simulation von Bodenreflexionen wurde in Kap. 5.1 erörtert. Die Bedienung von EDGE ist hervorragend einfach. Wer die Checkbox "Open baffle" ab und zu umschaltet, lernt auch viel über die Unterschiede zwischen Dipol und Monopol.
Boxsim ist ein beeindruckend leistungsfähiges Programm zur Simulation herkömmlicher Lautsprecher. Durch eine mitgelieferte Datenbank für Visaton-Lautsprecherchassis liefert Boxsim besonders für Chassis dieses Herstellers sehr realitätsnahe Ergebnisse. Der Entwickler Uwe G. hat für die Simulation von Offenen Schallwänden einen Workaround beschrieben, der die Membranrückseite als Bassreflexöffnung simuliert. Interessant sind auch die Simulationen für Rundstrahlverhalten (Polardiagramme) und Bündelungsmaß, die kein anderes der vorgestellten Programme leisten kann.
Dieses Excel-Spreadsheet erlaubt eine realistische Abschätzung der notwendigen Schallwandgröße für eine bestimmte Aufstellung im Raum. Xlbaffle ist nicht so präzise wie Edge oder Boxsim, bezieht dafür aber die Einflüsse von Boden, Rück- und Seitenwand mit ein. Da Xlbaffle die wichtigsten T/S-Parameter des Lautsprecherchassis berücksichtigt, lässt sich insbesondere ein gewünschter Schalldruckverlauf im Bass modellieren. Ein seitlicher Versatz des Chassis auf der Schallwand ist aber nicht vorgesehen. Deshalb führt die Kombination von Xlbaffle mit EDGE oder Boxsim zu praxisgerechteren Ergebnissen.
